Shōjo, wie in der korrekten japanischen Schreibweise ausgeschrieben, oder auch Shojo, ist ein Begriff aus der Manga-Szene. Gelegentlich erscheint er auch in dieser Schreibweise: Shoujo. Bezeichnet werden damit Mangas, also Comics, die speziell für Mädchen im Alter zwischen ungefähr neun und 18 Jahren erstellt wurden. Shōjo ist dabei das japanische Wort für Mädchen. Es handelt sich bei dem Begriff also um eine wörtliche Übersetzung der Bezeichnung für die Zielgruppe dieser Mangas. Das Gegenstück dazu sind Shounen, was auf Deutsch Junge heißt und Mangas bezeichnet, die sich an Jungs der gleichen Altersgruppe richten.
Ursprung und Geschichte der Shōjo / Shoujo
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in japanischen Zeitschriften, deren Zielgruppe speziell Mädchen gewesen sind, unter anderem Mangas veröffentlicht. Eine dieser Zeitschriften trug den Titel Shōjo Club, also Mädchen Club. Dieses Magazin war äußerst erfolgreich und erschien einmal im Monat neu. Bei Shōjo Club handelte es sich allerdings noch nicht um ein Heft, das ausschließlich Mangas beinhaltete, sondern um eine Mädchenzeitschrift mit unterschiedlichsten Themen. Das monatliche Manga war nur einer von vielen Bestandteilen des Magazins. Dennoch entwickelte sich daraus die heute noch verwendete Bezeichnung Shōjo für Mädchen Mangas.
In den 1950er Jahren ging die Entwicklung der Shōjo so weit, dass sich komplette Manga-Magazine für Mädchen verbreiteten und erfolgreich verkauft wurden. Der erste als solcher verkaufte Manga trug den japanischen Titel Ribon no Kishi, was auf Deutsch als Choppy und die Prinzessin übersetzt wurde. Gezeichnet wurde dieses Manga von Osamu Tezuka. Ab den 1960er Jahren wurden die Shōjo vermehrt auch von Frauen gezeichnet. Vorab waren die Zeichner in erster Linie Männer. Damit veränderten sich auch die Themen, die die Shōjo aufgriffen und trafen immer exakter die Interessen der Zielgruppe. Japanische Zeichnerinnen wie Ueda Toshiko oder Miyako Maki schufen fortan Mangas, die zum Beispiel unter den Mädchen ihrer Zeit beliebte Freizeitbeschäftigungen darstellten.
Ein Beispiel hierfür wäre das Volleyballspiel, das in den 1970er Jahren in Japan unter Mädchen überaus populär gewesen ist. Atakku No. 1, wie das Manga im Original hieß, wurde unter dem Titel Mila Superstar auch in Deutschland sehr bekannt. Parallel gab es ein sehr beliebtes Shōjo dessen Hauptakteurinnen gemeinsam Tennis spielten und Mädchenfreundschaften untereinander führten. Der Titel dieses Mangas war Ace wo Nerae!.
Ab Mitte der 1970er wurde der Shōjo-Trend in Japan ausgeweitet. Nun kamen auch Mangas für ältere Mädchen auf den Markt, die die Zielgruppe der Teenagerinnen und jungen Erwachsenen zwischen 14 und 21 bediente. Ein Jahrzehnt später änderte sich der Themenkreis der Shōjo. Von jetzt an erzählten die Mangas hauptsächlich aus dem Alltagsleben junger japanischer Mädchen. Thematisch verarbeitet wurden zum Beispiel Themen wie Schule und Unterricht, Familie, Liebe und Freundschaften. Waren Shōjo ursprünglich ernst und fast ein wenig bieder angelegt, wurden sie mit der Zeit immer lockerer und lustiger, bis hin zur Selbstironie.
Die Besonderheiten der Shōjo / Shoujo Zeichnungen
Die in Shōjo gezeichneten Figuren folgen alle einem sehr ähnlichen Stil. Laien können in der Regel nicht feststellen, ob unterschiedliche Zeichner oder Zeichnerinnen diese Mangas geschaffen haben. Für sie sieht jedes dieser Mangas sehr ähnlich aus. Fans der Szene aber sehen auf den ersten Blick welcher Zeichner, oder welche Zeichnerin, ein Manga skizziert hat.
Der Körperbau der Figuren ist immer sehr zierlich. Stets werden die Augen der gezeichneten Mädchen sehr detailliert geformt und in Übergröße dargestellt. Die Wimpern sind jeweils sehr lang, und wirken weich fallend und lieblich. Sowohl die dargestellten Mädchen, als auch die in den Mangas auftretenden Jungen, weisen ein recht feminines Äußeres auf. Die Zeichnungen sind außerdem grundsätzlich sehr detailreich. Die Kleidung der Figuren, und auch die dargestellten Hintergründe, können als verspielt und kitschig bezeichnet werden. Werden Jungen und Mädchen in einem Shōjo gemeinsam dargestellt und zu Hauptfiguren der erzählten Geschichte gemacht, dann dreht sich die Handlung meist um die erste Liebe oder auch um Liebeskummer.
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Autor: Pierre von BedeutungOnline
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